Unser Verein wurde im Jahr 1908 gegründet und gehört mit über 100 Mitgliedern (davon sind etwa die Hälfte Kinder und Jugendliche) zu den größten Schachvereinen in Rheinland-Pfalz. Mit insgesamt 9 Mannschaften und mehreren Mannschaften in der Nachwuchsliga nehmen wir aktiv am Spielbetrieb teil. NEUGIERIG geworden? Egal wie alt, egal ob Anfänger oder erfahrener Vereinsspieler - scheuen Sie sich nicht, mit uns Kontakt aufzunehmen! Unser Spielabend findet samstags ab 15 Uhr (Jugend und Erwachsene) bzw. ab 17 Uhr (Erwachsene) im Otto-Hahn-Gymnasium (Eingang blaues Tor in der Langstraße) statt.

Landau II unterliegt Spitzenmannschaft aus Kaiserslautern denkbar knapp

In der 2. Rheinland-Pfalz-Liga Süd standen nach drei Runden zwei Mannschaften mit je drei Siegen an der Spitze. Am vierten Spieltag, dem 30-jährigen Dienstjubiläum von Lena Odenthal, empfing die eine (Frankenthal) die Neustädter, während die andere, die SG Kaiserslautern 1905, sich an der Queich einfand, um die Aufstiegsambitionen des Tabellendritten Landau II zu testen. Wie in der Vorberichterstattung bereits erwähnt, war damit ein Gegner in Landau zu Gast, der vor Kraft kaum laufen kann und auch diesmal wieder einen DWZ-Schnitt jenseits der 2100er-Marke auf die Waage brachte (ø 2114)! Die Landauer (ø 2051) wollten mit kämpferischer Entschlossenheit entgegenhalten und fanden in der Vorbereitungsphase unerwarteten Zuspruch. Ein Spieler, der selbst nicht antreten konnte, betätigte sich ungefragt als Prophet und verkündete per Rundmail: „… [es wird] übrigens ein 4,5:3,5-Sieg für uns: An 1-3 gibt es mit Johannes an Bord mindestens Ausgleich gegen die Jungspunde (=), an 4-6 werden Dieter, Thomas und Nico die evtl. mit 2 FMs bestückte Lauterer Mittelachse unter Schmerzen zum Stehen bringen (-1) und an 7-8 wird es ein Augenschmaus (+ 2).” Nun, der Prophet muss wohl noch ein wenig üben, denn damit waren zwar tatsächlich 7 von 8 Ergebnissen korrekt vorausgesagt, entscheidend war allerdings das achte.

Dass es so eng werden würde, war zu Beginn gar nicht abzusehen, denn los ging es direkt mit drei Niederlagen! Zuerst erwischte Nico Kopp (2020), für den in dieser Saison bislang wenig zusammen läuft, an Brett 6 gegen Marius Lauer (2062) einen katastrophalen Start: Suboptimale Neuerung in Zug 6, fast schon erzwungenes Qualitätsopfer in Zug 8, de-facto-Verluststellung nach Zug 9. Brrr! Mit kräftiger Hilfe des Gegners hielt Nico aber den Laden zusammen und man durfte bereits auf ein Wunder à la Bingen hoffen, doch dann…

Ein schönes Beispiel für „Der Springer ist der beste Freund des Königs!“ Mit 17. Se2 (und nur damit!) De3 18.Kd1 bleibt Weiß in der Partie, während Nico nach 17.Le2 De3 sofort und zurecht die Waffen streckte: 0-1.

In dieser Art ging es an Brett 7 weiter, wo Mannschaftsführer Tobias Grenz (1944) mit Schwarz gegen Denis Yakovenko (1960, in der Südpfalz liebevoll „der kleine Yakovenko“ genannt) alsbald eine aussichtsreiche Stellung erreichte.

Wer möchte hier angesichts der offenen h-Linie und des Großbauern auf f2 mit Weiß spielen? Und wie öffnet man mit Schwarz die Stellung vor dem weißen König noch mehr? Natürlich mit 21…g5!, denn 22.f5 Sc7 23.e6 ist nicht zu fürchten (23…fxe6), während 22.Sa4 gxf4 23.Sxc5 Dxc5 24.Dxc5 Sdxc5 25.exf4 Sd3 nur Schwarz Spaß macht. 21…Td8 hielt die Stellung aber noch im Gleichgewicht, wenig später folgte jedoch das Unheil.

Mit dem Bauern auf e6 hat Weiß nun schon etwas erreicht, doch mit 26…g6 und sofortigem Spiel gegen die Bauernkette sollte alles im Lot sein. Das Schach mit 26…Sgf3+? war allerdings zu verlockend und nach 27.Lxf3 Sxf3+ 28.Kg2 war 28…Sh4+ (28…Se5 29.Th1 Tg8 spielen Computer noch weiter) bereits ein Schach zu viel.

„Der kleine Yakovenko“ mag nicht das strategische Talent seines großen Bruders besitzen (sorry!), doch taktische Möglichkeiten wie diese lässt er sich nicht entgehen: 29.Lxh4 Txh4 30.Th1! Txh1 31.Txh1 Dd6 32.Sf4 und 0-2. Aufmerksame Leser haben es bemerkt: Der Prophet war damit als Falschprophet entlarvt.

Als Nächster musste Thomas Hirschinger (1987) gegen FM Helmut Hürter (2200) die Segel streichen, wobei Tom mit einer Eigenbau-Eröffnung Schiffbruch erlitt.

Der schwarze Bauer auf e4 ist des Todes und 7…Dd5? macht es nur schlimmer, denn 8.b3! (mit der plumpen Drohung 9.Lc4) hätte nun bereits zu sehr konkreten Problemen geführt (8…b5 9.Lb2 e6 10.c4 usw.). Mit 8.De2 wählte FM Hürter einen anderen logischen Zug und nachdem sich Tom mit 8…Lf5 9.g4 h6 weiter an seinen Bauern klammerte, schlug es bereits mit 10.Sxf7 in der schwarzen Stellung ein. Mannschaftsdienlich wehrte sich Tom noch erfindungsreich bis jenseits der Zeitkontrolle, doch der Kaiserslauterer Routinier ließ sich die Butter nicht mehr vom Brot nehmen: 0-3.

Der einzige FM im Landauer Team, Rolf Bernhardt (2137), lieferte dann die erste positive Nachricht, gelang es ihm doch, Oleg Yakovenko (2175, „der großen Yakovenko“) am Spitzenbrett problemlos zu neutralisieren. Bei der Analyse wird sich Maximalist Rolf allerdings geärgert haben, denn hier war mehr drin:

Wird der Bauer auf e3 noch ein spielbestimmender Faktor? Ja, wenn Schwarz mit 28…Tb6! 29.Dc8 Tb2! sofort auf den weißen e-Bauern losgeht! Nach 28…Txa4 29.f4 hatte Weiß aber immer die Gelegenheit, seinen wunden Punkt mit dem Läufer zu schützen und wenig später war das Remis unterschriftsreif: 0,5-3,5.

Es folgte eine lange Phase ohne weitere Entscheidungen. Dann, endlich, der erste Landauer Sieg! Joshua Wolfer (1934), der in seinen letzten elf Mannschaftskämpfen gerade einmal zweieinhalb Punkte holen konnte, gelang an Brett 8 gegen den nominell stärkeren Michael Diesenhof (2020) endlich wieder einmal eine seiner typischen Partien. Nach etwa 20 Zügen stand er bedenklich, wenig später war auch noch eine Qualität dahin, doch wie von Geisterhand kippte die Partie:

Welchen Zug sollte hier Schwarz keinesfalls spielen? Ja, richtig, das supernatürliche 28…Tbe8, da nach 29.Dxc5 De7 30.Db6 (noch besser 30.Da7) Weiß am Drücker ist – kurz vor der Zeitkontrolle brach Schwarz dann gar völlig auseinander. Züge wie 28…Tbc8 oder 28…Thf8 hätten dem Nachziehendem unter Aufgabe des e6-Bauern hingegen eine angenehme Stellung bewahrt. Eine Stellung fürs Training! 1,5-3,5

Eine auf den ersten Blick vertraute Sizilianisch-Stellung nach dem Motto „Tausendmal berührt, tausendmal ist nichts passiert!“ ergab sich an Brett 2. Doch hätte hier Johannes „Jo“ Vogel (2153) gegen Philipp Rölle (2100) das überraschende 15.Sc6! nebst Vorteil entkorken können. Auch ohne diesen hübschen Zug nahm diese Partie einen äußerst unterhaltsamen Verlauf – wie eigentlich immer, wenn Jo am Werk ist –, der aus Sicht der Gäste dann auch glücklich endete.

Mit seinen Freibauern musste Schachfreund Rölle hier versuchen, gegen Jos Springer das Gleichgewicht zu halten. Nach 35.Sf2? g4 36.Kd2 g3 37.Ke2 gxf2 gelang dies auch, doch hätte 35.Sh2! g4 36.Kd2 wohl ein anderes Ergebnis bedeutet, da Weiß nun eine Blockade erreicht: 36…g3 27.Sf3 bzw. 36…f3 27.Ke3 (Zwischenzüge ändern nichts). Manchmal muss der Springer zum Rand, um im richtigen Moment nicht an den Rand zu müssen! 2-4

Nachdem sich der Lauterer Matthias Huschens (2147) gegen Gerhard Silber (2153) an Brett 3 im 40. Zug die Struktur ruiniert hatte, kam noch einmal Hoffnung auf zumindest einen Mannschaftspunkt auf. Doch das Zugzwangmotiv, welches Endspielspezialist Gerhard noch erlaubt hätte, seinen Gegner weiter zu quälen, war schwer zu finden.

Hier kann Schwarz mit 40…Dh3! noch weiter Probleme stellen, da Weiß vermutlich beide h-Bauern verliert und dann in den unergründlichen Tiefen des Damenendspiels unendlich lange um den halben Punkt kämpfen muss. Nach 40…Dg4+ 41.Kf1 Kg6 42.Ke1! einigte man sich wenig später auf die Punkteteilung, womit die erste Saisonniederlage der Zwooten besiegelt war: 2,5-4,5.

Doch das Schönste kommt zum Schluss. Dieter Schatz (2080), der in der letzten Runde den pittoresken Tegernsee dem regnerischen Bingen vorgezogen hatte, rang an Brett 4 mit FM Ingo Bruch (2248) ausgerechnet den stärksten Lauterer zu Boden. Nach unscheinbarer Eröffnungsbehandlung überspielte Dieter seinen Gegner Schritt für Schritt, dominierte sodann mit Läuferpaar und Invasion über die h-Linie scheinbar nach Belieben, um schließlich mit einem hübschen Königsmarsch à la Nigel Short zu vollstrecken.

Mit 50.g5 machte Dieter hier den Sack zu, denn er hatte gesehen, dass 50…Sxe4+ 51.Kg4! Sf2+ 52.Lxf2 Db4+ 53.Kh5! Schwarz ohne Gegenspiel lässt. Nach 53…Td3 54.f6 Df8 55.Td1 ergab sich eine hübsche Schlussstelllung:

Mit 3,5-4,5 zu verlieren ist immer bitter, doch es bleibt die Gewissheit, auch mit den Top-Mannschaften der Liga auf Augenhöhe zu verkehren. Ob am 26. Januar, wenn die Zwoote bei den bislang dominanten Frankenthalern (5,5-2,5 gegen Neustadt) zu Gast sein wird, der Kampf um die Meisterschaft noch offen ist, wird man sehen. Am nächsten Spieltag, dem 15. Dezember, gilt es zuerst einmal den Tabellenvorletzten SC Bellheim zu schlagen. Gespielt wird zur Freude der Kiebitze wieder zu Hause!

Für falsche Propheten sieht die Bibel übrigens die Todesstrafe vor (vgl. Buch Deuteronomium, Kapitel 13). Wie gut, dass die Landauer Vereinsstatuten jedwede politische oder religiöse Betätigung im Klub untersagen…

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