Unser Verein wurde im Jahr 1908 gegründet und gehört mit über 100 Mitgliedern (davon sind etwa die Hälfte Kinder und Jugendliche) zu den größten Schachvereinen in Rheinland-Pfalz. Mit insgesamt 9 Mannschaften und mehreren Mannschaften in der Nachwuchsliga nehmen wir aktiv am Spielbetrieb teil. NEUGIERIG geworden? Egal wie alt, egal ob Anfänger oder erfahrener Vereinsspieler - scheuen Sie sich nicht, mit uns Kontakt aufzunehmen! Unser Spielabend findet samstags ab 15 Uhr (Jugend und Erwachsene) bzw. ab 17 Uhr (Erwachsene) im Otto-Hahn-Gymnasium (Eingang blaues Tor in der Langstraße) statt.

Landau II gibt sich in Bann großzügig – Klassenerhalt trotz 3:5 aber nicht gefährdet

Wenn sogar der Gegner in seinem Spielbericht vermeldet „Das Glück war diesmal eindeutig auf unsrer Seite“, dann ist es wohl erlaubt, auch hier von einer weiteren „uuglicklichen“ Niederlage der Zwooten zu sprechen. Ort des Geschehens war das westpfälzische Bann, wo dereinst wesentliche Teile der Landauer Ersten aktiv waren: Mit Torsten Lang wurde 1999 „erstmals ein Bännjer Spieler“ Pfalzmeister, während in der Saison 2006/2007 Karl-Jasmin Muranyi und Tobias Bärwinkel für den SC Bann gar in der 1. Bundesliga die Klingen mit Carlsen & Co. kreuzten. Doch das ist lange her: Die drei Genannten sind mittlerweile zu Klingonen mutiert und die erste Mannschaft der Bännjer (ø 1903) hatte nun in der 2. Rheinland-Pfalz Liga Süd Bernhardt & Co. (ø 2017) zu Gast. Wenig überraschend standen dabei am Internationalen Frauentag die Damen ganz im Mittelpunkt des Geschehens!

Nach einer problemlosen Anreise und einer Begrüßung im Zeichen von COVID-19 (Wie vermeidet man beim Schach den Kontakt der Hände?), entwickelte sich ein packendes Duell der Tabellennachbarn und im geräumigen Bännjer Spiellokal war die Spannung mit Händen zu greifen.

Keine zwei Stunden waren gespielt, da ertönte an Brett 1 ein bekannter Schmerzensschrei: „Ach, du Sch***, das habe ich übersehen!!“ Rolf Bernhardt (2137) hatte gegen Andre Bold (2104) unfreiwillig eine ganze Figur geopfert. Doch „Old Patzhand“ (so Rolfs Internet-Kampfname) rappelte sich auf, um sich waidwund und grimmig auf seinen jungen Gegner zu stürzen:

Mit 25.Txc6+!!? warf Rolf gleich noch einen ganzen Turm hinterher, um nach 25…bxc6 (prinzipiell, mutig und gut – das feige 25…Kb8 26.Txd8+ Dxd8 27.Tc2 hätte Schwarz jedoch ebenfalls im Vorteil gesehen) 26.Da6+ Kb8 27.Sd6 das Dream-Team „Dame plus Springer“ vor dem schwarzen König zu positionieren. Die forsche Attacke des Landauer Routiniers zeigte Wirkung, denn mit 27…Sc5?? (27…Sf8 ist der einzige Zug) griff der Nachziehende furchtbar fehl:

Das gleichermaßen überraschende wie schöne Damenopfer 28.Dc8+! Txc8 29.Txc8# hätte die weiße Konteridee gekrönt, doch leider verpasste Rolf mit 28.Txd8+?? Dxd8 29.Dxc6 diese goldene Gelegenheit, um nach 29…Dc7 30.Dxc5 mit Minusturm seine erbitterte Abwehrschlacht – natürlich! – bis zum Ende des Mannschaftskampfs fortzuführen.

„Dame plus Springer“ war auch das Thema bei Thomas Hirschinger (1977), der sich an Brett 4 des Jugendspielers Josua Scherer (1753) zu erwehren hatte. Um wieder das materielle Gleichgewicht herzustellen, griff Tom in der Stellung des folgenden Diagramms zum langen Damenzug 21…Db4 und stellte damit eine kleine Falle auf:

Als der Bännjer Jungspund mit 22.Tb1 seinen b-Bauern allzu direkt deckte (das Damenschrittchen 22.Df3! hätte den Mehrbauern behalten, z.B. 22…Dxb2 23.Tb1 Da3 24.Txb7), schnappte diese mit 22…Sdxe5! (und Ausgleich) zu. In der Folge lehnte Tom, der als erfahrener Jugendtrainer im Nachgang das reife Spiel Josuas lobte, noch ein Remisangebot ab und überspielte seinen Kontrahenten in nur wenigen Zügen mit scheinbar leichter Hand. Bitter, dass der Landauer dann jedoch den Knockout übersah:

29…Se4! hätte hier den zweiten Springer in den Angriff einbezogen und den Sack zugemacht, z.B. 30.fxe5 Sxf2+; 30.Sxe4 Dxe4+ 31.Kg1 Sf3+ oder 30.Ld4 Sxd2 31.Dxd2 Sf3. Nach 29…Sc4 30.Te2 a6 31.Dd3 Dg4 32.Tbe1 wehrte sich der Bännjer trotz großer Zeitnot jedoch erfolgreich und entkam schließlich ins Dauerschach. – 0,5:0,5

Das nächste Ergebnis gab es an Brett 5, wo Nico Kopp (2020) gegen die Bauernschwächen von Björn Kern (1950) zuerst eine Modellpartie ablieferte und dann mit der hübschen Damenexkursion Df2-b6-a5-b6-f2 den schwarzen a-Bauern einheimste. Als es dann „nur“ noch um die Verwertung ging, kam jedoch Sand ins Getriebe:

Mit 32…d5 hatte Schwarz soeben den Nahkampf eingeleitet: Der b4 hängt, d5 und f5 drohen zu Vorposten des Nachziehenden zu werden und nicht zuletzt könnte der Sh5 auf Gedanken kommen… Weiß sollte sich deshalb vermutlich mit 33.Lf3 um die Neutralisierung des Randspringers kümmern, z.B. 33…Dxb4 34.Lxh5 gxh5 35.Dxh4; 33…dxe4 34.Txd8 Txd8 35.Txd8 Dxd8 36.Sxe4 oder 33…Sg3!? 34.Sxg3 hxg3+ 35.Dxg3 Dxb4 36.f5, jeweils mit deutlichem Vorteil. Das Damenschach 33.Dd4+ brachte hingegen nur die weiße Königin ins Gedränge, wo sie sich nach 33…Kg8 mit 34.Dc5 zum Abtausch anbieten musste, was wiederum nach 34…Dxc5 35.bxc5 d4! rasch zum Friedensschluss führte. – 1:1

Bei Joshua Wolfer (1934), an Brett 8 gegen Tamir Chromey (1567), tauchten gleich mehrere Motive der bisher geschilderten Ereignisse im Verbund auf: Er spielte gegen einen stark auftretenden Jugendspieler eine Modellpartie inklusive durchdachter Damenmanöver, um dann den Knockout zu verpassen:

24…Sxg3 (der „beste Freund des Königs“ wird entfernt) 25.Kxg3 e4! hätte die weiße Stellung mit einem Schlag auseinandergebrochen, während Weiß es nach 24…g5? noch bis ins diffizile Damenendspiel schaffte:

In diesem ist ein Freibauer oft weit mehr wert als ein Mehrbauer, weshalb Josh, beginnend mit 36…Kf7, völlig richtig seinen König unter Aufgabe des f4-Bauern bis zum Damenflügel schickte, um dort die weißen b-Bauern zu verspeisen und den eigenen a-Bauern flott zu machen. Schließlich entstand folgende illustrative Stellung:

Mittlerweile war es also auch Weiß gelungen, einen Freibauern zu bilden und es war somit höchste Zeit, mit 57…Df2+! 58.Kh3 a3 die Umwandlung durchzusetzen (59.Db1+ Db2 60.Dg1 a2 61.Dxb6+ Kc3 62.Da5+ Kd3), statt mit 57…Dxc4 58.Dd2+ Kc5 59.g5 den weißen Bauern weiter laufen zu lassen: Freibauer statt Mehrbauer! Am Ende konnte Josh froh sein, dass die auf g8 entstandene neue Dame dem Weißen nur zum Remis – und damit dem 1,5:1,5 – gereichte (Schlussstellung nach 69.De3):

Wie schon vor dem Match gegen Vorwärts Orient Mainz hatte sich Dr. Wolfgang Grünstäudl (2134) mit einem Vereinskameraden in gemütlicher Atmosphäre vorbereitet und dabei manch wichtiges Detail (Lf1!) über den Stellungstyp gelernt, den er nun an Brett 3 gegen Felix Ohnesorg (1989) zu gestalten hatte (Danke Uwe!). Irgendwie zerrann dann auch Wolfgang der errungene Mittelspielvorteil zwischen den Fingern und im ausgeglichenen Endspiel blieb ihm dann nur noch, einfach weiter zu spielen und auf Fehler zu warten. Den ersten groben Fehler des Bännjer Mannschaftsführers nutzte er allerdings nicht:

Mit 42…Lf8?? (statt 42…Sb7) hatte sich Schwarz gerade selbst gefesselt und das Feld f6 entblößt. Wolfgang geriet nun beim Anblick von 43.Sf6+ Kg7? 44.Lxd6 Lxd6 45.Dxd6! Dxd6 46.Se8+ in helle Aufregung, fand allerdings nach 43.Sf6+ Kh8 die entscheidende Gewinnidee – den Damentausch! – nicht: 44.Dd5! beendet im höheren Sinne die Partie, da der Nachziehende dem Damentausch kaum ausweichen kann (44…Dc7 45.Da8!; 44…Dxc3 45.Lxd6) und nach 44…Dxd5 45.exd5 das weiße c- und d-Bauernpärchen (nebst der Fesselung) den Sieg bringt. Zwei Züge nach 43.Dd3?? (mit weiterhin Ausgleich) hatte der Landauer allerdings keine Chance, den zweiten Schnitzer seines Gegners ungenutzt zu lassen:

Die schwarze Dame vergriff sich hier mit 45…Dxc4?? an einem verbotenen Bauern und nach 46.Dxc4 Sxc4 47.Lxf8 (47…a3 48.Sc3) war die Partie direkt zu Ende. – 2,5:1,5

Auch dem Gegner von Dr. Peter Fischer (1837) an Brett 7, Michael Schaum (1894), hätte ein allzu optimistischer Damenzug beinahe Unheil gebracht:

Anstatt mit 24…Sxa1 einfach die Qualität zurück zu nehmen, wollte der langjährige Vorsitzende des SC Bann gleich noch mit 24…Dc5? die Damen vom Brett entfernen. Damit war Peter sehr einverstanden, blieb doch Schwarz nach 25.Dxc5 Txc5 26.Td1! aufgrund der schwachen Grundreihe schlicht keine Zeit zum Rückgewinn der Qualität. Und nach 26…f6 27.Ta3 Sxa5? bot sich auch sogleich die Gelegenheit zum finalen Schlag:

28.b4! Sxc4 29.Txa6! (oder auch 29.bxc5 Sxa3 30.Td6 Kf7 31.Tb6 Ld5 32.Ld3 Sb5 33.Le4) macht die Lichter aus, während 28.Tc3? Sc6 den Springer nach d4 (und die Türme am Brett) ließ. Der Nachziehende stellte in der Folge alle seine Bauern auf dunkle Felder und hielt die Festung mit Geschick. – 3:2

Über den restlichen drei Brettern wurden die Wolken derweil immer dunkler: Neben Rolf hatte auch Johannes Vogel (2153) zu leiden, dessen Dame an Brett 2 gegen Martin Böhm (2115) nach verheißungsvollem Beginn auf Abwege geraten war:

Eine Stellung, wie sie Adepten der Englischen Eröffnung lieben – der latente Druck des weißen Läufers auf der (noch geschlossenen) langen Diagonale ist nicht zu übersehen. Deshalb musste Schwarz hier mit 16…bxc6! Beton anrühren und sich mit 17.dxe4 fxe4 18.Sxc7 Dxc7 19.Dxd2 Ld5 auf eben dieser Diagonale entgegenstemmen (unschön, aber effektiv). Mit 16…Dxd5 17.cxb7 Dxb7 geriet hingegen die schwarze Dame ins Visier und nach nicht weniger als neun schwarzen Damenzügen in Folge (was für eine Hetzjagd!) wurde schließlich die lange Diagonale geöffnet:

25.exf5 lässt Schwarz mit einer Ruine zurück, die Jo aber noch mit 25…Txf5 26.Dc6 Td8 usw. artistisch und zäh verteidigte. Am Ende ließ sich jedoch Schachfreund Böhm nicht mehr vom richtigen Weg abbringen. – 3:3

Wenig später musste Rolf seinen heroischen Widerstand einstellen und zum 3:4 die Segeln streichen, so dass der Landauer Mannschaftsführer als Letzter vom Brett ging. Tobias Grenz (1944) hatte an Brett 6 gegen Adalbert Leis (1850) die Eröffnung allzu passiv gestaltet und danach eine hübsche Befreiungsmöglichkeit ausgelassen:

Mit 15…Sg4! wäre auch hier wiederum die Dame-Springer-Connection am Werk gewesen, z.B. 16.Lxe7? Sxd4! 17.Dd3 Sxf3+ 18.Dxf3 Dxh2+ 19.Kf1 d4! 20.Tad1 Txe7 21.Txd4 h5 oder 16.Le3 Sxe3 usw. Nach 15…b6 16.b4 entschloss sich Tobias zum brachialen Befreiungsschlag 16…Sxd4!? 17.Sxd4 bxc5 18.bxc5 Dxc5. Für die Figur erhielt der Landauer reichlich Aktivität, doch am Ende gelang es dem Weißen, seinen Materialvorteil zur Geltung zu bringen. – 3:5.

Chancen zuhauf und doch verloren, das fühlt sich bitter an. Doch zumindest bleibt diese Niederlage für die Zwoote ohne Folgen (sicherer Platz 5 in der Tabelle). Den Sekt für die Meisterfeier können hingegen die Kaiserslauterer einkühlen, die Frankenthal im Spitzenduell eine vermutlich entscheidende Niederlage beibrachten. Eine letzte Runde soll es am 29. März noch geben – mögen wir sie gesund erleben!

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